Pendeln als Alltagspraktik verstehen

Das Forschungsprojekt PendelLabor versteht Pendeln als eine Alltagspraktik. Pendeln ist demnach ein gesellschaftlich geteiltes und individuelles ausgeübtes Handlungsmuster und nur in seltenen Fällen eine Entscheidung, die täglich bewusst und neu getroffen wird. Mit diesem Blick wird deutlich, warum es schwierig ist, eine einmal etablierte Pendelpraktik zu verändern, zumal wenn sie eng mit anderen Alltagspraktiken wie der Kinderbetreuung, Einkäufen oder Freizeitbeschäftigungen verbunden ist.

Pendeln als Bindeglied zwischen Arbeit und Privatleben

Damit wird klar, dass Pendeln weit mehr ist, als die Überwindung der Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsstandort. Durch die vielfältigen Verbindungen des Pendelwegs mit anderen Alltagsaktivitäten und der zunehmenden Flexibilität in der Arbeitswelt, ist Pendeln als ein Bindeglied zwischen Arbeit und Privatleben zu verstehen. Um den Blick hierfür zu schärfen, definierte das Projekt PendelLabor Pendeln als „räumlicher und/oder zeitlicher Übergang zwischen Privatsphäre und Berufssphäre“ und damit als Beziehung zwischen zwei sozialen Räumen. Damit wird der Blick für die Komplexität des Pendelns und seine Einbettung in andere Alltagsaktivitäten sowie die Arbeitsorganisation und die Siedlungsstruktur geschärft. Um das Pendeln nachhaltiger zu gestalten, ist es daher unerlässlich, die vielfältigen Einflussfaktoren auf den Arbeitsweg zu berücksichtigen.

Was beeinflusst wie gependelt wird?

Der Weg zwischen Wohn- und Arbeitsort kann nicht als reine Raumüberwindung betrachtet werden. Die Länge und Dauer von Arbeitswegen hängt nicht nur von der Verkehrsmittelwahl und zur Verfügung stehenden Verkehrsinfrastrukturen ab, sondern auch von Wohn- und Arbeitsstandorten. Die Wahl des Verkehrsmittels und der Route sind beim Pendeln darüber hinaus eng mit anderen Alltagsbedürfnissen (Versorgung von Kindern, Einkäufe, Freizeitgestaltung, etc.) sowie mit Anforderungen des Arbeitgebers (Arbeitsort und -zeit, Dresscode, etc.) verknüpft. Darüber hinaus wirken sich weitere Faktoren auf die Gestaltung der (Pendel-)mobilität aus: Die Bedürfnisse weiterer Haushaltsmitglieder, die ökonomischen Vorrausetzungen und steuerliche Regelungen, persönliche Präferenzen sowie äußere Faktoren wie das Wetter haben Einfluss auf die Art und Weise wie der Arbeitsweg gestaltet wird. Diese Einflüsse lassen sich in vier Kategorien zusammenfassen:

  1. Individuum und Haushalt
  2. Pendelverkehr
  3. Erwerbsarbeit und Unternehmen und
  4. Siedlungs- und Raumstruktur
(C) PendelLabor, ISOE

Mehr über Pendeln als Alltagspraktik erfahren Sie in den Projektveröffentlichungen „Pendeln verstehen“ und „Chartbook Regionalbefragung“ im Downloadbereich. Weiterlesen