Pendelmobilität nachhaltiger gestalten: Empfehlungen aus dem Forschungsprojekt „PendelLabor“
Wie lässt sich der Weg zur Arbeit ökologisch und sozial verträglicher gestalten? Das hat das Forschungsteam von „PendelLabor“ unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung unter anderem mit einem Realexperiment untersucht. Eine Broschüre mit umfangreichen Empfehlungen für Kommunen, Mobilitätsdienstleiter, Arbeitgeber und Pendler*innen fasst zentrale Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts zusammen.
Pendeln hat viele Gesichter – Fünf Typen von Pendelpraktiken
Den bzw. die ‚Pendler*in‘ gibt es nicht. Die Interviews mit Pendler*innen im Forschungsprojekt haben gezeigt, dass Pendler*innen sich stark darin unterscheiden, welche Einstellung sie gegenüber dem Pendeln haben, welche Fähigkeiten und Möglichkeiten sie haben, um den Pendelweg zu gestalten und wie der Pendelweg mit weiteren Alltagsaktivitäten verbunden ist.
Pendeln als Alltagspraktik verstehen
Das Forschungsprojekt PendelLabor versteht Pendeln als eine Alltagspraktik. Pendeln ist demnach ein gesellschaftlich geteiltes und individuelles ausgeübtes Handlungsmuster und nur in seltenen Fällen eine Entscheidung, die täglich bewusst und neu getroffen wird.
Die emotionale Bewertung des Pendelwegs ist ein wichtiger Hebel zur Veränderung von Pendelmobilität
Pendler*innen bewerten das Pendeln für sich ganz unterschiedlich: Für die einen ist es purer Stress und verlorene Zeit, für andere wiederum Erholung, Sport oder ‚Zeit für mich‘. Solche positiven Sichtweisen können eine Motivation auslösen, um das Pendeln zu verändern.
Einkaufs-, Freizeit- und Kinderbetreuungseinrichtungen müssen mit dem Umweltverbund sicher erreichbar sein
Der Weg zur Arbeit ist eng mit anderen Tagesaktivitäten verknüpft. Die Erreichbarkeit von den Zielorten mit nachhaltigen Verkehrsmitteln ist daher unverzichtbar.Die verschiedenen Ziele von Alltagsaktivitäten sind oft mit dem Auto am einfachsten erreichbar. Allerdings ist das auch die klimaschädlichste Form, diese zu erreichen.
Flexibilität beim Arbeiten ermöglicht nachhaltige Pendelmobilität
Flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle tragen dazu bei, die Anzahl der Wege und damit den Verkehrsaufwand zu reduzieren. Sie erleichtern auch die Wahl nachhaltiger Verkehrsmittel und erlauben es, im Fall von CoWorking-Büros, kürzere Strecken zurückzulegen.
Nachhaltiges Pendeln braucht multimodale Mobilitätsangebote
Um den eingespielten Arbeitsweg mit dem Auto anders zu gestalten, reicht oft ein Verkehrsmittel allein nicht aus. Häufig ist es praktischer, mehrere Verkehrsmittel zu kombinieren – auf einer Strecke oder im Wochenverlauf. Die gesamte Wegekette muss funktionieren.
Wer Pendeln verändern will, muss Maßnahmen passgenau kombinieren
Die komplexen Zusammenhänge zwischen Alltag, Arbeiten und Pendeln erfordern unterschiedliche Ansätze für die Veränderung von Pendelpraktiken. Dabei können sich bestimmte Maßnahmen ergänzen, damit Synergien genutzt und ungewollte Effekte abgemildert werden. Aber welche Maßnahmen sind sinnvoll kombinierbar?
Mit betrieblichem Mobilitätsmanagement übernehmen Arbeitgeber Verantwortung und schaffen Anreize
Arbeitgeber können bereits mit wenigen Maßnahmen gute Rahmenbedingungen und Anreize für eine nachhaltige Pendelmobilität schaffen und mit einem umfassenden Mobilitätsmanagement dauerhaft verankern.
Co-Design-Prozesse und Planspiele ermöglichen Perspektivwechsel, um Pendelmobilität neu zu denken
Da Pendeln im Alltag ein vielschichtiges und komplexes Thema ist, braucht es differenzierte Lösungsansätze. Diese erfordern das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen und Zuständigkeiten. CoDesign-Prozesse und Planspiele sind geeignete Instrumente, um neue Perspektiven auf das Pendeln zu entwickeln und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.