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Projektveröffentlichung: Zielvorstellungen und Handlungsansätze der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung

Im Rahmen des Forschungsprojekts PendelLabor wurden Planungsdokumente der Siedlungs-und Verkehrsentwicklung, z.B. regionale Entwicklungskonzepte, Stadtentwicklungskonzepte, Mobili­tätskonzepte und Nahverkehrspläne, hinsichtlich der formulierten Zielvorstellungen und der verfolgten Handlungsansätze ausgewertet. Die Ergebnisse der Auswertung wurden jetzt in der Reihe SRPapers veröffentlicht.

Die Auswertung der Planungsdokumente diente der Annäherung an das bestehende Planungshandeln in der Region Frankfurt Rhein-Main und war der erste Schritt zur empirischen Analyse von Planungspraktiken. Aus den Planungsdokumenten wurden Potenziale und Herausforderungen, Zielvorstellungen und Zielgruppen sowie Strategien und Handlungsansätze der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung herausgearbeitet. Zudem wurden die Planungsdokumente dahingehend analysiert, welche Steuerungsinstrumente und Methoden zur Anwendung kamen und inwiefern Aspekte einer akteursbezogenen, räumlichen und thematischen Integration erkennbar waren. Darüber hinaus wurde untersucht, ob sich die Ergebnisse zwischen Fachrichtungen (d.h. Siedlungs- und Verkehrsentwicklung) sowie zwischen Handlungsebenen (d.h. lokal oder überörtlich) unterscheiden.

Als zentrale Potenziale der Region Frankfurt Rhein-Main erweisen sich die gute regionale und überregionale Er­reichbarkeit sowie das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Als zentrale Herausforderungen erscheinen der Wohnraummangel und der hohe Druck, Flächen für Wohnen und Gewerbe zu entwickeln. Zudem werden das hohe Verkehrsaufkommen und verkehrliche Umweltbelastungen in den Planungsdoku­menten als Herausforderung benannt. Mit Blick auf die Zielvorstellungen erweisen sich aus verkehr­licher Sicht eine stadtverträgliche und emissionsarme Mobilität sowie bedarfsgerechte und attraktive Mobilitätsangebote als wichtig. Aus Sicht der Siedlungsentwicklung steht die Schaffung attraktiver Zentren und lebendiger Quartiere im Vordergrund. Weitere Zielvorstellungen sind die Schaffung von zielgruppenspezifischem Wohnraum, die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts und die Förderung von sozialer Teilhabe und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Gleichzeitig werden eine flächenschonende und bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung sowie die Schaffung einer klima­gerechten und gesunden Umwelt angestrebt.

Bei der Siedlungsentwicklung steht die Innenentwicklung im Vordergrund. Angesichts des hohen Entwicklungsdrucks werden jedoch auch weitere Flächen für Wohnen und Gewerbe zur Ausweisung vorgesehen. Von Interesse sind dabei v.a. Flächen mit einer hohen Erreichbarkeit, z.B. an Schienen­haltepunkten. Zugleich ist der Erhalt und die Qualifizierung von Grün- und Freiflächen ein wichti­ger Handlungsansatz der Siedlungsentwicklung. Bei der Verkehrsentwicklung genießt die Stärkung des Umweltverbundes – insbesondere ÖPNV und Radverkehr – Priorität. Der Fokus liegt auf dem Infrastrukturausbau. Besonders präsent ist in den Planungsdokumenten der Ausbau des Schienen-und Radwegenetzes. Aber auch die Schaffung intermodaler Umsteigepunkte, die Erreichbarkeit und Barrierefreiheit der Haltepunkte, der Ausbau von Sharing-Angeboten sowie die digitale Vernetzung von Mobilitätsangeboten erweisen sich als wichtig. Mit Blick auf den motorisierten Individualverkehr erscheinen in den Planungsinstrumenten die Neuordnung des ruhenden Verkehrs, die Verkehrs­steuerung und Verkehrsberuhigung sowie die Umverteilung und Aufwertung des Straßenraums als wichtige Handlungsansätze.

Bezüglich der Herangehensweise an die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sind die regionale Pers­pektive und die Verschränkung von Siedlungs- und Verkehrsentwicklung von besonderem Interesse. Innerhalb der Untersuchungsregion besteht ein stark ausgeprägtes regionales Selbstverständnis, das u.a. darin zum Ausdruck kommt, dass Herausforderungen wie der Wohnraummangel und die Kapazi­tätsengpässe im Verkehrssystem regional gemeinsam adressiert werden sollen. Wechselwirkungen zwischen der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung werden vor allem in Dokumenten der Verkehrs­entwicklung explizit thematisiert. In den Dokumenten der Siedlungsentwicklung – hier insbesonde­re integrierte Stadtentwicklungskonzepte – ist hingegen eine allgemeine Querschnittsorientierung festzustellen, bei der Verkehr ein Thema unter vielen darstellt. Im Rahmen der Dokumentenanalyse konnten gemeinsame Problemvorstellungen und Zielsetzungen identifiziert werden, die Potenziale für eine stärkere Verschränkung der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung aufzeigen.

Den vollständigen Bericht können Sie hier herunterladen: https://eldorado.tu-dortmund.de/handle/2003/41324